Durch die geografische Lage bedingt, beherrschten die wirtschaftlichen Kontakte zu Süddeutschland und der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Baukunst. So kamen die bestimmenden Architekten aus München, Stuttgart, Zürich und St. Gallen. Manche scheinen mit einigen wenigen Bauten auf, andere blieben überhaupt im Lande. Die wichtigsten sind Georg Baumeister (München), Josef Cades (Stuttgart), E. und R. Schleicher (Stuttgart), August Hardegger (St. Gallen), Albert Rimli (Frauenfeld), Willibald Braun (Stuttgart) und Friedrich Wehrly (Zürich). Diese Architekten wurden nicht nur von der Kirche, sondern auch von dem liberalen, teilweise dem deutschnationalen Lager angehörenden Auftraggebern aus der Unternehmerschicht ins Land gerufen. So spielten neben einem letzten Ausklingen des Historismus, verbunden mit wenigen Elementen des Jugendstils, auch nationalromantische Strömungen eine entscheidende Rolle (Herz-Jesu-Kirche, Bregenz; St. Gallus-Stift, Bregenz; k.k. Staatsgymnasium, Bregenz; Vorarlberger Kammgarnspinnerei, Hard; Verwaltungsgebäude Firma Benger, Bregenz; Klosterkirche im Salvatorkolleg, Hörbranz).
Zwei innerösterreichische Architekten spielten in der Jugendstilarchitektur eine wichtige Rolle: Ernst Dittrich und Hanns Kornberger. Sie waren über viele Jahre in Vorarlberg tätig und beeindrucken durch eine hohe Baukultur. Ernst Dittrich zeichnete für das Feldkircher Landesgericht (1903/05) und das gegenüber liegende Bundesfinanzamt (1911/12) verantwortlich und war nach der Jahrhundertwende die zentrale Architektenpersönlichkeit in Feldkirch.
Hanns Kornberger war ab 1900 in Vorarlberg wohnhaft. Von ihm stammt – neben dem alten Krankenhaus in Hohenems (1905/08) und der Jahnturnhalle in Hohenems (1911/13) – eine Reihe von Villenbauten (u.a. Villa Ammann, Hohenems; Villa Schwendinger, Dornbirn; Wohn- und Geschäftshaus, Dornbirn, Marktplatz 5).
Neben diesen mannigfaltigen auswärtigen Einflüssen war in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Reihe heimischer Baumeister tätig, die meistens für kleinere Bauaufgaben herangezogen wurden und sich durch eine erstaunliche handwerkliche Qualität auszeichneten. Vor allem die Villen der Baumeister J. A. Albrich/Alfred Albrich, Dornbirn, zählen zum Bedeutendsten, das vor dem Ersten Weltkrieg in Vorarlberg gebaut wurde. Daneben muss Otto Mallaun, Bregenz, Erwähnung finden, der etwa mit der Bregenzer Löwenapotheke (1913) und der Gestaltung der Bregenzer Seeanlagen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wegweisend wirkte. Weiters müssen Rudolf Bösch, Josef Schöch, Johann Wachter, Romedi Wacker, Ignaz Wolf und Christian Zangerl sowie die Bauunternehmen Pümpel, Hilti und Heimbach & Schneider genannt werden.
In den 20er und 30er Jahren bestimmte Willibald Braun das Vorarlberger Baugeschehen. Daneben vertraten in einzelnen Bauten Claus Ströbele und Franz Reznicek die internationale Moderne.
Willibald Braun zählt mit seinen über hundert Objekten zu den wichtigsten österreichischen Architekten der Zwischenkriegszeit. Seine Entwürfe sind Modelle der gesellschaftlichen Selbstdarstellung. Er vertrat die Ideen des Deutschen Werkbundes, war Schüler von Theodor Fischer in Stuttgart und begann 1907 seine Bautätigkeit in Vorarlberg, die ihn bald zum wichtigsten Architekten des Landes werden ließ. Claus Ströbele und Franz Reznicek erlangten mit ihren Entwürfen in exemplarischen Beispielen der 30er Jahre internationale Beachtung und verkörperten die progressive Richtung der Architekturszene. Ströbele griff Ergebnisse und Erkenntnisse der modernen Bewegung auf, ja seine wenigen Bauten stellen einen eigenständigen Beitrag dazu dar. Dies gilt vor allem für das Textilhaus Holzner (Bregenz, 1935/36) und das Einfamilienhaus Zimmermann (Bregenz, 1934). Beide Bauten, vom Textilkaufmann Holzner in Auftrag gegeben, bezogen eine bewusste Antiposition gegenüber der dominierenden nationalromantischen Heimatschutzarchitektur, wie sie etwa exemplarisch zeitgleich von Johann Anton Tscharner vertreten wurde.
Franz Reznicek, heute noch in Bludenz lebend, konnte in den 30er Jahren mit dem Wohnhaus Sauter (Bludenz, 1931/32) und dem Haus Beck (Bludenz, 1934/35) sowie mit seinen Entwürfen für eine Fruchtverwertungsanlage in Rankweil (1931), ein Landhaus auf der Tschengla/Bürserberg (vor 1933), ein Berghotel (vor 1933) sowie mit der Skizze für das Postamt in Lech (vor 1933) mit erstaunlichen architektonischen Lösungen seine Position innerhalb der österreichischen Avantgarde dieser Zeit behaupten.
Neben Braun, Ströbele und Reznicek müssen die Tiroler Architekten Lois Welzenbacher (Innsbrucker Nachrichten, Bregenz, 1927; Feldkirchhalle, 1925) und Clemens Holzmeister mit seinen Kirchenbauten erwähnt werden.
Im Bereich der Malerei dominierten zu Jahrhundertbeginn religiöse Themen. Von besonderer Bedeutung ist Josef Huber-Feldkirch (1858–1932), der 1909 an der Düsseldorfer Akademie eine Professur für religiöse Monumentalkunst erhielt. Er entwickelte eine stark linear orientierte Formensprache, die sowohl für seine Tafelbilder wie auch für seine Fresken und Mosaike kennzeichnend ist (Giebelmosaik der Pfarrkirche St. Martin, Dornbirn, 1924). Daneben spielte in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts im Bereich der Skulptur Anna Margareta Schindler (1893–1929) eine wichtige Rolle. In Auseinandersetzung mit den Schriften von Rudolf Steiner und buddhistischer Philosophie entstanden Marmorskulpturen wie 'Sinnende', um 1927, oder "Dämmerung", ebenfalls um 1927. Ihre künstlerische Entwicklung von der kompakten Form zu einer elementaren Gebärde sah sie als Mitarbeit am Aufbau einer neuen Welt.
Zentrale Künstlerpersönlichkeiten der 20er und 30er Jahre waren Rudolf Wacker, Herbert von Reyl-Hanisch, Fritz Krcal und Edmund Kalb, deren Leben und Schaffen in eigenen Texten vorgestellt wird.
Von besonderer Bedeutung ist auch Albert Bechtold (1885–1965), der ein künstlerisches Werk von überregionaler Bedeutung hinterließ. Er erhielt seine Ausbildung an der Münchner und Wiener Akademie und konnte 1934 die Nachfolge von Anton Hanak an der Wiener Akademie antreten. 1938 wurde er wegen seinen angeblich naturfremden und entarteten Arbeiten und seiner kommunistischen Weltanschauung seinen Pflichten enthoben. Sein vorrangiges künstlerisches Ziel galt der Reduktion und Vereinfachung des Formenrepertoires. Seine Porträts geben eine gestaltende und deutende Darstellung des Menschen, die anschauliche Erscheinung soll zum direkt fassbaren Ausdruck der geistigen Wesenheit einer Person werden. Bechtold, der seine Tätigkeit mit zahlreichen kunsttheoretischen Schriften begleitete, sah in einer Urkraft, einer Grundenergie, alles menschliche Tun begründet. Seine Gestaltungsweise ist vom Kubismus abgeleitet und zielt in Richtung Abstraktion (Porträt Rudolf Wacker, Bronzebüste, 1924).
Daneben spielten Stephanie Hollenstein, Oswald Baer, Herbert Arlt, Franz Reiter, Edwin Neyer sowie mit ihren Frühwerken Fritz Krcal, Rudolf Hoegler und Martin Häusle eine wichtige Rolle im Vorarlberger Kunstgeschehen dieser Zeit. Mit Stephanie Hollenstein (1886 – 1944) trat eine Künstlerin in Erscheinung, die sich bewusst als künstlerisch tätige Frau verstand und 1938 den Vorsitz in der "Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs" übernahm. Ihre Bilder sind von starker Expressivität und leuchtender Farbigkeit; den Hauptteil ihres Werkes bilden Berglandschaften. Bereits während des Ersten Weltkrieges erregte sie Aufsehen, als sie, als Standschütze verkleidet, an der Front zeichnete. Ihre Arbeiten dieser Zeit dokumentieren die Schattenseiten des Krieges: verwundete und zermürbte Soldaten. Sie war Mitglied der beiden wichtigsten Künstlervereinigungen Vorarlbergs der Jahre zwischen den Weltkriegen ("Der Kreis" und "Vorarlberger Kunstgemeinde"). H.S.