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Claus Ströbele 1903-1988

Ein Protagonist des Neuen Bauens in Vorarlberg ist der 1903 in Höchst geborene Claus Ströbele. Er besuchte die Baufachschule an der Höheren Staatsgewerbeschule in Salzburg und wurde dort vom Otto-Wagner-Schüler Wunibald Deininger geprägt, der eine gemäßigt moderne Architekturauffassung vertrat. Claus Ströbele arbeitete nach seinem Studium zunächst bei verschiedenen Baufirmen, bis er 1927 sein eigenes 'Modernes Entwurfsbüro' eröffnete. Zu seinen Hauptaufgaben wurde der private Wohnbau, aber auch der Geschäftsbau. Ströbele brachte entscheidend neue Impulse für die von Nationalromantik und Heimatschutzbewegung geprägte Vorarlberger Architekturszene der Zwischenkriegszeit. Er löste sich von den vorherrschenden konservativen Strömungen, indem er sich im Sinn der Moderne kubischen Bauformen, geraden Kanten und glatten Flächen ohne jedes rein dekorative Element zuwandte.

Während sein Frühwerk ein Nebeneinander mehrerer architektonischer Strömungen in der lokal tradierten, teils regionalromantisch angehauchten Bauweise zeigt, machte sich zu Beginn der 1930er Jahre ein deutlicher Stilwandel bemerkbar. Auf der vom Deutschen Werkbund veranstalteten Ausstellung "Die Wohnung" am Weißenhof in Stuttgart 1927 kam Ströbele mit der neuen Baugesinnung, die Eindruck hinterließ, in unmittelbaren Kontakt.

Das Einfamilienhaus Höller in Bregenz (1933) zeichnet sich durch Einfachheit, Sachlichkeit und Zweckmäßigkeit aus. Das benachbarte Einfamilienhaus Zimmermann (1934), das ihm den Durchbruch in der Vorarlberger Architekturszene ermöglichte und ein klares Bekenntnis zum neuen Bauprinzip darstellte, wurde vom Textilkaufmann Holzner für seine Tochter als Probebau für das Geschäftshaus Holzner – ebenfalls in Bregenz (1936), eines von Ströbeles Meisterwerken – in Auftrag gegeben. Der auch im Ausland (Haus Koenig in London/Maidenhead) tätige Architekt zeigt in seinen Bauten – etwa im Haus Metzler in Feldkirch (1935), ein in klarer Formensprache gestaltetes und in Verbindung mit einer Zahnarztpraxis stehendes Einfamilienhaus – die Fähigkeit der Anpassung an die lokale Bautradition. Durch den Kriegsausbruch fand Ströbeles kreativste und produktivste Phase ein abruptes Ende.

Während die in der Kriegszeit entstandenen Objekte einen konservativen Baustil zeigen, wies Ströbele nach 1945 keine geschlossene Entwicklung auf, sondern zeichnete sich wieder durch Stilpluralismus aus. Zu Beginn der 1950er Jahre beteiligte sich Ströbele auch beim Wiederaufbau des unteren Bereichs der Kaiserstraße in der Landeshauptstadt Bregenz. Die Wohn- und Geschäftshäuser Kleber, Troy und Scheidle zeigen sich im Stil Ströbeles der 1930er Jahre unter weiterer Reduktion und Versachlichung der Formensprache.

Der Musikpavillon in den Bregenzer Seeanlagen zählt zu den wenigen Aufträgen öffentlicher Hand. In den 1960er Jahren gelang Ströbele der Anschluss an die junge Architektengeneration nicht mehr. 1984 erhielt er für seine außerordentlichen Leistungen vom Land Vorarlberg die Ehrengabe für Kunst und Wissenschaft. Claus Ströbele starb 1988. M.R.G.

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Bild: Entwurf für das Haus Metzler, Feldkirch (1935)
Entwurf für das Haus Metzler, Feldkirch (1935)
Bild: Entwurf für das Geschäftshaus Scheidle, Bregenz, in den 1950er Jahren
Entwurf für das Geschäftshaus Scheidle, Bregenz, in den 1950er Jahren