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Die Schubertiade

Den Gedanken, Franz Schuberts Werke im 'kleinen Rahmen auf exemplarische Weise zur Aufführung zu bringen', den der bekannte Liedinterpret Hermann Prey seit Jahren hegte, konnte er erstmals 1976 zusammen mit dem heutigen Geschäftsführer der Schubertiade, Gerd Nachbauer, in Hohenems in die Tat umsetzen. Der Begriff "Schubertiade", Synonym für das Festival, wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts zu Lebzeiten des Komponisten geprägt, als man gemeinsam im Freundeskreis musizierte. In diesem Sinne war auch die Veranstaltung geplant. In einer dafür vorgesehenen Woche standen Einführungsvorträge und neun Konzerte im Rittersaal des Palastes und in der Pfarrkirche auf dem Programm. Als erste namhafte Interpreten traten Hermann Prey, Christa Ludwig, Peter Schreier, das Melos-Quartett, Paul Badura Skoda und Jörg Demus auf, den musikalischen Schwerpunkt bildete Schuberts Liedschaffen. Da sich Preys ideale Vorstellung einer chronologischen Aufführung von Schuberts Lebenswerk nicht verwirklichen ließ, zog sich der Sänger 1980 von der Festivalleitung zurück.

Gerd Nachbauer konnte als Geschäftsführer der Schubertiade GesmbH in weiterer Folge das Angebot auf dem künstlerischen und musikalischen Sektor erweitern. Seinem Erfolgsrezept verdankt Vorarlberg neben den Bregenzer Festspielen ein zweites Festival von internationalem Format. Franz Schuberts Werk ist nach wie vor dominierend, doch werden auch Komponisten wie Mozart, Haydn, Schumann, Richard Strauss, Mahler, Hugo Wolf u.a. berücksichtigt. Ab 1985 konnten das Montforthaus und der Konservatoriumssaal in Feldkirch – im ehemaligen Gebäude des Jesuitenkollegs Stella Matutina – als Veranstaltungsorte gewonnen werden. Damit waren auch Möglichkeiten für größere Orchesterkonzerte und für Ausstellungen gegeben.

Die günstige Infrastruktur nützend, verlagerte die Gesellschaft den Standort für die Schubertiade Anfang der 1990er Jahre von Hohenems nach Feldkirch. Von 1994 bis 2000 wurden als reizvolle Alternative zu den Konzerten in Feldkirch nach historischem Muster auch so genannte "Landpartien" in die nähere und weitere Umgebung abgehalten (Waldbühne im Areal des Landeskonservatoriums, Propstei St. Gerold, Schwarzenberg, Schloss Achberg im Allgäu, Lindau). Seit dem Umbau des Angelika-Kauffmann-Saales im Jahr 2001 ist Schwarzenberg im Bregenzerwald ein fixer Standort der Schubertiade. Ergänzend dazu finden Konzerte in Bezau statt.

Den zeitlichen Rahmen von Mai bis September füllen rund 70 Veranstaltungen (Liederabende, Kammerkonzerte, Klaviermatineen, Orchesterkonzerte, Messen, Lesungen, Meisterkurse und Ausstellungen). Mit über 30.000 Besuchern jährlich ist die Schubertiade das weltweit bedeutendste Schubert-Festival.

International angesehene Künstler wie Claudio Arrau, Vladimir Ashkenazy, Janet Baker, Olaf Bär, Brigitte Faßbaender, Dietrich Fischer-Dieskau, Edita Gruberova, Barbara Hendricks, Robert Holl, Margret Price, Elisabeth Schwarzkopf, Nikolaus Harnoncourt, Gidon Kremer, Thomas Zehetmair, Angelika Kirchschlager, Thomas Quasthoff, Heinrich Schiff, Oleg Maisenberg, Till Fellner sowie Ensembles und Orchester wie das Alban Berg Quartett, Hagen Quartett, Tokyo String Quartet, The Chamber Orchestra of Europe, Königliches Concertgebouw Orchester Amsterdam und Wiener Philharmoniker – um nur einige zu nennen – bilden nach wie vor Publikumsmagneten. Doch wird seit mehreren Jahren auch jungen, noch unbekannten Sängern und Sängerinnen die Gelegenheit gegeben, vor internationalem Publikum zu debütieren. A.B-N.

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Bild: Hermann Prey, gemeinsam mit Gerd Nachbauer Initiator der Schubertiade, 1976 bei einem Liederabend im Rittersaal des Hohenemser Palastes
Hermann Prey, gemeinsam mit Gerd Nachbauer Initiator der Schubertiade, 1976 bei einem Liederabend im Rittersaal des Hohenemser Palastes
Bild: Schubertiade-Besucher vor dem Landeskonservatorium. Von 1985 bis 2000 war Feldkirch das Zentrum der Schubertiade.
Schubertiade-Besucher vor dem Landeskonservatorium. Von 1985 bis 2000 war Feldkirch das Zentrum der Schubertiade.
Bild: Der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg ist einer der Aufführungsorte der Schubertiade.
Der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg ist einer der Aufführungsorte der Schubertiade.