Ausgehend von der Auer Zunft, die um 1650 von Michael Beer gegründet wurde, bestimmten ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Baumeister(familien) aus dem Bregenzerwald die sakrale Architektur des Bodenseeraumes und seiner Umgebung. Im Zeitraum von etwa 100 Jahren entstanden viele Kloster- und Kirchenbauten, die vornehmlich von den Benediktinern, den Zisterziensern und den Prämonstratensern in Auftrag gegeben wurden. In Vorarlberg selbst erhielten die Bregenzerwälder Baumeister seltener bedeutende Aufträge; mit der von Michael Beer geplanten Pfarrkirche von Bludesch entstand aber kurz nach 1650 auf heimischem Boden einer ihrer frühesten Bauten. Manch interessante Arbeit im Lande wurde inzwischen auch zerstört wie etwa die von Franz Beer (d.J.) geplante Mehrerauer Klosterkirche.

Bezug nehmend auf die italienischen Vorbilder und auf Werke von Graubündner Architekten beschäftigten sich die Vorarlberger Baumeister hauptsächlich mit dem Wandpfeilerkirchenbau. Unter einer Wandpfeilerkirche versteht man eine hallen- oder saalartig angelegte Kirche mit der Wand vorgelagerten Pfeilern, zwischen denen Kapellen oder kapellenähnliche Nischen entstehen.

Diese Kapellen kamen der aufblühenden Heiligenverehrung entgegen. Bei weit in den Innenraum gezogenen Pfeilern bietet sich die Möglichkeit, durch den Einsatz von Emporen über den Kapellen Verbindungswege zu schaffen. Diese beeinflussen auch den Lichteinfall, da das Licht nicht mehr auf direktem Wege den Raum durchflutet. Es bildet sich hier die so genannte 'Lichtrahmenschicht'. Die Wandpfeilerkirche hat ihre Wurzeln in der Spätgotik; sie wird schließlich, ausgehend von der römischen Architektur, zum Vorbild einer barocken Kirchenbauweise, die u.a. von den Vorarlberger Baumeistern weiterentwickelt wird. A.R.