Jakob Jehly (1854-1897)
Die Malerei Vorarlbergs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird im Wesentlichen von zwei Richtungen bestimmt: Zum einen sind die Spätnazarener zu nennen, die in mittelalterlicher Tradition eine religiös-idealisierende Wiedergabe der Motive anstrebten. Im Mittelpunkt standen Darstellungen Marias, Christi und von Heiligen; wichtigster Auftraggeber war die Kirche. Auf der anderen Seite stand die an den städtischen Akademien gelehrte Richtung des Realismus, die vor allem den Bereich der Landschafts- und Genremalerei beeinflusste. Im Unterschied zu den Nazarenern handelte es sich hier vornehmlich um eine 'private Kunst', die in der Öffentlichkeit zunächst auf wenig Resonanz stieß. In der ländlich geprägten Region Vorarlbergs dominierten daher auf dem Gebiet der Malerei des 19. Jahrhunderts lange die spätnazarenischen Kirchenmaler (Deschwanden, Bertle).
Jakob Jehly entstammte einer bedeutenden Bludenzer Künstlerfamilie, deren Tätigkeit bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück verfolgt werden kann. Mit 16 Jahren begann Jehly seine Ausbildung an der Akademie in München, wo er in Wilhelm Diez einen prominenten Lehrer und Förderer erhielt. Von ihm wurden Jehly die wichtigsten Grundlagen für die realistische Landschaftsmalerei vermittelt. Einzelne Altarbilder aus dem Raum Bludenz (Rungelin, Kloster St. Peter) bezeugen aber, dass Jehly bei öffentlichen Aufträgen zunächst auf die traditionelle Nazarenermalerei zurückgreifen musste. Erst nach der Heirat mit der verwitweten Wanda Douglass (1879) und der damit verbundenen finanziellen Unabhängigkeit war es Jehly möglich, ausschließlich als Landschafts- und Porträtmaler tätig zu sein. Die Motive seiner Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde suchte er vornehmlich in Bludenz und den umliegenden Talschaften. Eine kleine Auswahl seiner Werke wird im Bludenzer Stadtmuseum präsentiert. A.R.
|