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Die Propstei St. Gerold

Um 1220/27 scheint erstmals eine klösterliche Niederlassung namens Frisun (Friesen) im späteren Großen Walsertal urkundlich auf. Sie stand unter der Kontrolle der Ritter Thumb von Neuburg und mag mit dem Prämonstratenserstift Weißenau bei Ravensburg in besitzgeschichtlicher Hinsicht verbunden gewesen sein. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gehörte die Propstei schließlich zum Benediktinerkloster Einsiedeln im heutigen Kanton Schwyz.

Die Gründungsgeschichte dieser Ordensniederlassung, die später den Namen St. Gerold führte, liegt nach wie vor im Dunkeln. Unklar ist vor allem, ob jener walgauische Adelige Adam, der 949 von Kaiser Otto I. zum Tod verurteilt und in weiterer Folge, nachdem er Mönch geworden war und seinen Besitz in Schnifis, Schlins, Nüziders und Bludesch dem Kloster Einsiedeln übertragen hatte, begnadigt wurde, mit dem nicht weiter identifizierbaren heiligen Gerold identisch ist, den die Quellen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts als Patron der Kirche nennen.

Die Propstei Friesen/St. Gerold und die ihr zugehörige Siedlung blieben als eigenständiger, reichsfreier Herrschaftssprengel bis ins beginnende 19. Jahrhundert im Besitz der Einsiedler Benediktiner. Nach der Säkularisation kam St. Gerold zuerst an die Fürsten von Nassau-Oranien-Dillenburg und 1804 gemeinsam mit Blumenegg an Österreich. 1839 kaufte Einsiedeln die Propsteigebäude mit den dazugehörigen Gütern zurück. Nach einer gründlichen Restaurierung in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Propstei heute als bedeutendes Kulturzentrum weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. A.N.

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Bild: Der hl. Gerold schützt einen wilden Bären mit seinem Stecken vor den Hunden der Jäger. Abbildung aus der Emser Chronik von 1616
Der hl. Gerold schützt einen wilden Bären mit seinem Stecken vor den Hunden der Jäger. Abbildung aus der Emser Chronik von 1616
Bild: Die älteste bekannte Abbildung der Propstei St. Gerold. Zeichnung von Gabriel Bucelin aus dem 17. Jahrhundert
Die älteste bekannte Abbildung der Propstei St. Gerold. Zeichnung von Gabriel Bucelin aus dem 17. Jahrhundert