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Karoline Redler 1883-1944

Von allen Justizmorden des NS-Regimes in Vorarlberg hat jener an Karoline Redler am meisten Aufmerksamkeit und Betroffenheit ausgelöst. Dies deshalb, weil Frau Redler als Geschäftsfrau und Gründerin des christlichsozialen Frauenvereins 'Guta' bekannt und geschätzt war und weil die Willkür dieses Urteilsspruches besonders ins Auge stach.
Karoline Redler war bereits 60 Jahre alt, als sie am 5. Oktober 1943 von der Bregenzer Gestapo verhaftet wurde. Einige Tage zuvor war sie im Wartezimmer eines Arztes mit zwei Frauen aus Lustenau ins Gespräch gekommen. Als sich diese über die ihrer Meinung nach barbarischen Luftangriffe der Alliierten empörten, soll Frau Redler festgestellt haben, dass das nur die Antwort auf die deutsche Kriegstreiberei sei.

Daraufhin erstatteten die beiden Anzeige und traten auch vor Gericht als Zeuginnen auf. Im November 1943 wurde Frau Redler allerdings auf Grund ihres angegriffenen Gesundheitszustandes für haftunfähig erklärt und enthaftet. Als aber die Nationalsozialisten nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 im ganzen Reich eine Verhaftungswelle starteten, entsannen sich die Bregenzer NS-Fanatiker auch wieder der Frau Redler. An ihr sollte ein Exempel gegenüber dem "schwarzen Bürgertum" statuiert werden, das sich in all den Jahren zwar ruhig, aber doch ablehnend gegenüber dem NS-Staat verhalten hatte.

Obwohl sich ihr Gesundheitszustand zwischenzeitlich nicht gebessert hatte, wurde Frau Redler am 25. August 1944 neuerlich verhaftet und an den Volksgerichtshof beim Wiener Landesgericht überstellt. Dort wurde sie am 8. November 1944 nach einem "kurzen Prozess", in dem sie der "Wehrkraftzersetzung" für schuldig befunden wurde, hingerichtet.  M.P.

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Bild: Karoline Redler mit einem Wachebeamten
Karoline Redler mit einem Wachebeamten