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Fritz Krcal (1888-1983)

Durch die Bekanntschaft mit Charles Palmié, einem Schüler und Freund des Impressionisten Claude Monet, schlug Fritz Krcal, Sohn des evangelischen Pfarrers in Bregenz, im Jahre 1907 die künstlerische Laufbahn ein. Nach der Matura folgten längere Studienreisen nach Norddeutschland. Die Entdeckung der Farbe in der Landschaft war sein erster Schritt zur Pleinairmalerei und seine Frühwerke bestechen durch einen eigenständigen, äußerst dynamischen Duktus. Anschließend studierte der auch musikalisch begabte Fritz Krcal Malerei an der Münchner Akademie, entfernte sich stilistisch von seiner erlernten Malweise, reflektierte aber kaum die Einflüsse seiner Münchner Lehrer und beschäftigte sich vor allem mit kunsttheoretischen Fragen und der Musik.

Eine gewisse Unzufriedenheit führte ihn 1911 nach Paris, wo er enge Kontakte zu den Fauvisten und Kubisten hatte. Die Fülle von neuen Eindrücken, die diese Weltstadt damals bot, und insbesondere Persönlichkeiten aus der Kunst- und Theaterwelt erweckten in Fritz Krcal neue Interessen. Neben seiner Ausbildung an der Akademie war er als Bühnenbildner an der Pariser Oper tätig. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelte seine Karriere und es folgten drei Jahre Zwangsinternierung in Südfrankreich.

Im Jahre 1917 kam er in die Schweiz und lernte dort viele bedeutende Künstler und Theoretiker kennen. Die in den Folgejahren entstandenen Aktzeichnungen, welche durch ihre Betonung der Umrisslinie an seinen Lehrer Henri Matisse erinnern, sind ebenso Spiegelbilder seiner Eindrücke aus der Pariser Zeit wie die Porträts und Landschaftsbilder, die mit leuchtend expressiven Farben und einer unübersehbaren Tendenz zur Flächigkeit einen Hang ins Dekorative und Bühnenartige aufweisen. Ab 1921 unternahm der Künstler Studienreisen nach Italien, die ihn nach Florenz, Siena, Mailand und schließlich Genua führten. Die Einflüsse moderner Strömungen in Italien, etwa die Mailänder Künstlergruppe Novecento und die Pittura Metafisica, beeinflussten vor allem den Malstil seiner Auftragsarbeiten. Seine Annäherung an den magischen Realismus zeigt sich im Bildnis 'Adele Fitzgibbon' aus dem Jahre 1927. Die vornehme Distanziertheit zum Betrachter täuscht nicht darüber hinweg, mit welch scharfem Blick und fehlender Scheu der Künstler die charakteristischen Eigenarten der vom Alter gekennzeichneten Dame eingefangen hat. Der künstlerische Pinselstrich und die Atmosphäre im Bildraum wurden zu Gunsten dieser Stilrichtung stark reduziert, ebenso scheint die Porträtierte von der Außenwelt abgeschirmt und isoliert.

Parallel dazu beschäftigte sich Fritz Krcal mit dem Gedankengut der Anthroposophen, das sich in seinem Streben nach vollkommener Harmonie zwischen Farbe und Form widerspiegelt, um in den Bildern "Klänge" zu verwirklichen und letztendlich den Zustand einer kosmischen Ruhe herzustellen.

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Bregenz im Jahre 1926 begann sich der Künstler in vielen Porträts auf die Malerei des Tre- und Quattrocento zu beziehen. Daneben reflektieren Kohlezeichnungen und Studienblätter sein damaliges, von der Nachkriegsmisere gezeichnetes Künstlerleben als Gemüseanbauer und Imker in dem kleinen Dorf Nack. Ab Mitte der 30er Jahre zeigte sich in seinen Wandbildern der immer stärker werdende Einfluss der NS-Kunst. Anfangs von dieser politischen Ideologie geblendet und auf eine Anstellung im Lehrbereich hoffend, erkannte Krcal mit großer Enttäuschung die eigentlichen Ziele des Nationalsozialismus. Seine Wahl, Künstler geworden zu sein, und die Suche nach künstlerischer Eigenständigkeit brachten ihn oft an den Rand der Verzweiflung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Krcals Bildsprache eine Intensivierung individueller Ausprägung, die sich keinem Ismus unterwirft. Die Vorstellung von der Vollkommenheit der Farbe erzielt er mittels feiner Nuancierungen. Dadurch erscheint dem Betrachter das Bild auf eine seltsame Weise verfremdet und entrückt. Besonders seine Blumen- und Landschaftsbilder verweisen auf seine außergewöhnliche Sensibilität gegenüber der Natur und zeugen von einer gewissen Ehrfurcht vor dem Akt der Schöpfung. Jedes noch so unbedeutende Lebewesen, umringt von einer Aura, erfährt dadurch eine vergeistigte Existenz und letztendlich etwas Sakrales. R.Z.

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Bild: "Adèle Fitzgibbon" von Fritz Krcal
"Adèle Fitzgibbon" von Fritz Krcal