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Herbert von Reyl-Hanisch 1898-1937

Reyl-Hanisch entstammte einer altösterreichischen Offiziersfamilie und erlebte in seiner Jugend den Zerfall der Donaumonarchie, der er sich durch Erziehung und Herkunft immer verbunden fühlte. Er studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Wilhelm Müller-Hoffmann, um dann als freischaffender Künstler zu leben. Viele Besuche in Vorarlberg und verwandtschaftliche Beziehungen ließen ihn schließlich in den 1930er Jahren nach Bregenz ziehen. Zuvor finden wir mehrere Italienaufenthalte, die auf sein künstlerisches Schaffen einen nachhaltigen Einfluss ausübten. 1928 schuf Reyl mit dem Gouachenzyklus 'Das Land der Seele' einen vielgestaltigen Werkkomplex, bestehend aus einer Landkarte und 22 betitelten Landschaftsbildern, die, zu einer kalkulierten Reihe geordnet, eine visuelle Umsetzung psychischer Zustände versuchen und zur weiteren Ausdeutung von einem als Testament abgefassten Text begleitet werden. Die Versenkung in die Psyche wird zum bildgewordenen Ich-Erlebnis gesteigert und dokumentiert trefflich die Doppelbegabung des Künstlers wie auch die Bedeutung der Landschaftsmalerei, als direkteste Möglichkeit verstanden, Stimmungen für sein Ouvre einzufangen.

Mit mehreren Aktdarstellungen und Fensterbildern näherte er sich dem romantischen Zweig des "Magischen Realismus" und konnte von hier aus Mitte der 1930er Jahre dem nationalsozialistischen Kunstverständnis gerecht werden. Viele Arbeiten lassen die historische Rückbindung des Künstlers erkennen. Lateinische und griechische Inschriften, die Verwendung altmeisterlicher Techniken, die detaillierte Kleinarbeit, mit der Plastizität und Tiefenraum geschaffen werden, die Verwendung der Triptychonform – so bei "Glaube, Hoffnung, Liebe", 1930 – lassen sich mit seiner metaphysisch orientierten Geisteshaltung in Beziehung setzen. Neben der Landschaft und dem Akt besitzt das Porträt einen besonderen Stellenwert und wurde in den 1930er Jahren, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen, immer wichtiger. Insbesondere die Industriellen in Vorarlberg wurden zu seinen Auftraggebern. Neben der Darstellung des Realen als einer schönheitsbezogenen, reinen Welt, verbunden mit der poetischen Kunst der Sehnsucht und aufkeimenden Erotik, finden wir eine Auseinandersetzung mit der politischen Realität der Ersten Republik. Krieg, Revolution und Gewalt werden in mehreren Arbeiten thematisiert, so im kleinformatigen Bild "Straßenschlacht" aus den frühen 1920er Jahren oder 1932 im Werk "Die Verfolgung", das einen Straßenkampf zwischen sozialdemokratischen Arbeitern und Nationalsozialisten in Wien zeigt. H.S.

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Bild: `Die Verfolgung´ von Herbert von Reyl-Hanisch
`Die Verfolgung´ von Herbert von Reyl-Hanisch