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Paula Ludwig 1900-1974

''Geboren in Altenstadt – Vorarlberg'. Vorarlberg? Was ist das? Neuerdings – seit dem Skisport – ist mein Geburtsland ja plötzlich international geworden. Jedoch musste ich dieses Gebiet verlassen, als ich neun Jahre alt war.' Diese Worte schrieb die Lyrikerin, Prosaistin und Malerin Paula Ludwig um 1970, als die Odyssee ihres Lebens in Darmstadt einen vorläufigen Endpunkt gefunden hatte. Sie wurde am 5. Jänner 1900 im damals verfallenen Schlösschen Amberg bei Feldkirch geboren, zog 1909 nach Linz, 1914 nach Breslau und 1919 nach München, wo sie als Malermodell und als Souffleuse an den Kammerspielen arbeitete. 1923 ging sie nach Berlin. Zu ihren Bekannten zählten Brecht, Ringelnatz, W. Bonsels und Erika Mann. Obwohl sie weder rassisch noch politisch verfolgt war, lebte sie ab 1933 in Ehrwald in Tirol. 1938 floh sie über die Schweiz nach Frankreich und 1940 nach Brasilien. Nach ihrer Rückkehr nach Europa 1953 lebte sie zeitweise in Götzis, dann in Wetzlar und Darmstadt, wo sie 1974 starb.

Vor der Emigration war Paula Ludwig mit ihren Gedichtbänden "Die selige Spur" (1919), "Der himmlische Spiegel" (1927) und "Dem dunklen Gott. Ein Jahresgedicht der Liebe" (1932) eine hoch angesehene Lyrikerin; durch das lange Exil wurde sie aber im deutschen Sprachgebiet nie mehr richtig heimisch, trotz Wiederauflagen ihrer Werke und literarischer Preise (Trakl-Preis, Preis des österreichischen Schriftstellerverbandes). Ihrem Geburtsland Vorarlberg hat sie im ersten Teil ihrer Autobiografie "Buch des Lebens" (1936) ein Denkmal gesetzt, ihr Prosaband "Traumlandschaft" (1935) bzw. in der erweiterten Fassung "Träume" (1962) versammelt poetisch-hintergründige Kurztexte. Noch zu entdecken ist ihr Nachlass, der im Felder-Archiv liegt und in dem sie polemisch auf Zeitereignisse wie den Auschwitz-Prozess oder die Studentenunruhen von 1968 reagiert. Dort schreibt sie: "Nie würde ich vergessen sein: denn: mein Leben war doch Teil des Lebens meiner Zeitgenossen, unentwirrbar verflochten die gemeinsamen Tage – jedoch meine Mitmenschen leiden an einem schwachen Gedächtnis – sie vergessen sich selbst." U.L.

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Bild: Paul Ludwig mit seinen Töchtern Martha und Paula (vorne)
Paul Ludwig mit seinen Töchtern Martha und Paula (vorne)
Bild: Paula Ludwig mit Waldemar Bonsels, dem Schöpfer der `Biene Maja´, um 1930 in Berlin
Paula Ludwig mit Waldemar Bonsels, dem Schöpfer der `Biene Maja´, um 1930 in Berlin