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Ernst Kolb 1912-1978

In seiner Eigenschaft als Bundesminister für Handel und Wiederaufbau (1948–1952) sowie als Bundesminister für Unterricht (1952–1954) war Ernst Kolb quasi als Schirmherr maßgeblich am Wiederaufbau der Staatsoper in Wien beteiligt (Eröffnung 1955). Heute hat der Wiener Opernball Weltruf und zahlreiche Nachahmer; für Kultur, Politik, Wirtschaft und Tourismus ein unschätzbares Kapital. Als Vorarlberg am Neujahrstag 1954 von einer Lawinenkatastrophe heimgesucht wurde, ließ es sich der Unterrichtsminister nicht nehmen, ein Benefizkonzert im Wiener Musikverein zu veranstalten. Er konnte die Wiener Symphoniker und alle Beteiligten für einen unentgeltlichen Auftritt gewinnen.

Ernst Kolb wurde am 9. Jänner 1912 in Lauterach geboren. Er stammte aus einer Lehrerfamilie. Nach dem Besuch des Privatgymnasiums der Zisterzienser in der Mehrerau studierte er zunächst einige Semester Theologie in Brixen, dann in Innsbruck, wo er schließlich 1936 zum Doktor der Rechte promovierte. Danach arbeitete er in der Organisation des Landesgewerbeverbandes und lehrte an der Staatsgewerbeschule in Bregenz. 1943 mit Gauverbot belegt, wechselte er in die Molkerei in Sonthofen im Allgäu. Gegen Kriegsende wurde er einberufen und kam zu einer Artillerieeinheit. Bei den ersten Wahlen 1945 wurde Kolb als Vertreter des ÖVP-Wirtschaftsbundes in den Nationalrat gewählt und drei Jahre später als 36-Jähriger zum Bundesminister für Handel und Wiederaufbau bestellt. Import/Export-Regelungen, Straßenbau, Wiederaufbau, Bundestheater und viele Kulturstätten fielen in seinen Verantwortungsbereich. 1951 erreichte Kolb seitens der USA die Anerkennung des Handelsvertrages von 1928, der einen Großteil der Versorgung Österreichs mit Bedarfsgütern ermöglichte und den Grundstein für den Wiederaufbau legte. 1952 wechselte Kolb ins unbeweglich festgefahrene, mit scharfkantigen Problemen belastete Unterrichtsressort, das damals noch Wissenschaft und Forschung sowie Unterricht und Kunst zusammenfasste – eine Hypothek, mit der er zwei Jahre zu ringen hatte. In seine Amtszeit fielen die Wiedereröffnung der weltlichen Schatzkammer und eine rechtliche Neustrukturierung der Bundestheater. Von 1954 bis 1959 wechselte der 'menschlichste Bundesminister', wie ihn die Beamten in Wien nannten, ins Amt des Landesstatthalters in Vorarlberg. Wenn Kolb  auch in der Politik nicht immer glückhaft agi(ti)erte, schätzte ihn doch der politische Gegner als einen engagierten Katholiken, den Lauterkeit, Güte, Vornehmheit, Bescheidenheit und Pflichtbewusstsein, aber auch Noblesse und Großherzigkeit in einem besonderen Maß auszeichneten.

1959 folgte er dem Ruf nach Innsbruck und wurde dort Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht. Die bewegte Zeit 1967/68 sah ihn als Rektor der Alma Mater Oenipontana. Zahlreiche Publikationen und wissenschaftliche Arbeiten in so verschiedenen Wissensgebieten wie Kirche, Politik, Europa, Bildung, Kunst, Bodenseeregion, Recht und Heimat zeugen nicht nur von seiner Intellektualität, sondern auch von seiner großen Schaffenskraft. Eine besondere Ehre sah Kolb in seiner Berufung zum Präsidenten des österreichischen Katholikentages 1974 in Wien.

Am 23. September 1978 starb Kolb an einer Viruserkrankung. Er war mit Irma geb. König verheiratet und hatte zwei Töchter, einen Sohn und einen Adoptivsohn. Kl.

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Bild: Landeshauptmann Herbert Keßler überreicht Ernst Kolb das Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg
Landeshauptmann Herbert Keßler überreicht Ernst Kolb das Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg
Bild: Landesstatthalter Ernst Kolb als Redner
Landesstatthalter Ernst Kolb als Redner