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Hermann Gmeiner 1919-1986

Was 1949 in Imst in Tirol mit dem Bau von drei Häusern für Waisenkinder begann, hat sich bis heute zu einem der größten privaten Sozialwerke der Welt entwickelt: Die weltweit über 1.500 Einrichtungen der SOS-Kinderdorfbewegung – Kindergärten, Schulen, Spitäler etc. – kommen über 300.000 Menschen zugute, in rund 400 Kinderdörfern in 131 Ländern der Erde leben rund 37.800 Kinder und Jugendliche.
Der Gründer der SOS-Kinderdörfer war der Bregenzerwälder Bauernsohn Hermann Gmeiner, der mit nur 600 Schilling Startkapital den Sozialverein 'Societas Socialis' (SOS) ins Leben rief. Vom Schicksal und von der Hoffnungslosigkeit zahlreicher Kriegswaisen, die er im Rahmen seiner Jugendarbeit betreute, tief berührt, reifte in ihm der Entschluss, diesen Kindern zu helfen und ihnen einen möglichst vollwertigen Ersatz für die verlorene Familie zu geben. Umstände und Ereignisse seiner eigenen Biografie mögen dabei Einfluss auf die Ausgestaltung seines späteren Lebenswerkes genommen haben.

Hermann Gmeiner wurde am 23. Juni 1919 in Alberschwende als fünftes Kind einer kinderreichen Bauernfamilie geboren. Nachdem er sehr früh seine Mutter verloren hatte, kümmerte sich seine älteste Schwester Elsa um die Erziehung der jüngeren Geschwister. In ihr lässt sich das Vorbild für den Beruf der Kinderdorfmutter erkennen, die neben dem Haus als bleibendem Daheim, dem Dorf als Gemeinschaft und Brücke zur Umwelt sowie den bis zu acht "Geschwistern" pro Haus eines der vier Grundprinzipien der SOS-Kinderdörfer darstellt.

Ein Stipendium ermöglichte dem jungen Gmeiner ab dem 17. Lebensjahr den Besuch des Gymnasiums in Feldkirch. Noch vor Ablegung der Reifeprüfung wurde er jedoch während des Zweiten Weltkrieges zur deutschen Wehrmacht einberufen. Nach mehrjährigem Kriegsdienst legte er schließlich die Reifeprüfung ab und begann 1946 mit dem Ziel, Kinderarzt zu werden, das Studium der Medizin in Innsbruck. Hier nahm er auch sein Engagement für die zahlreichen heimatlosen Kriegswaisen auf und musste schon bald nach der Gründung des ersten Kinderdorfes in Imst, wo er Dorfleiter wurde, aus Zeitmangel sein Studium aufgeben.

Um sein Imster Projekt, das er gemeinsam mit einigen Kommilitonen trotz großer anfänglicher Schwierigkeiten verwirklichen sollte, finanzieren zu können, startete Gmeiner eine Spendenaktion, in deren Rahmen er viele Menschen um nur einen Schilling im Monat bat. Das Echo übertraf sämtliche Erwartungen. Bald schon breitete sich die SOS-Kinderdorfbewegung in Österreich und Europa aus; in Vorarlberg wurde erst 1966 in Dornbirn ein SOS-Kinderdorf gegründet.

1963 erreichte Hermann Gmeiner ein Hilferuf für Not leidende Kinder in Korea. Da die Mittel fehlten, um den Bau des ersten Kinderdorfes in Asien zu ermöglichen, wurde Freunden der SOS-Kinderdörfer diesmal gegen die Spende von einem US-Dollar ein Reiskorn als Symbol für Leben, Glück und Frieden angeboten – mit Erfolg. Es folgten Kinderdorf-Gründungen in Lateinamerika und Afrika. Seit 1964 koordiniert der Dachverband SOS-Kinderdorf International, dessen Präsident Hermann Gmeiner war, die Arbeit auf den verschiedenen Kontinenten.

Hermann Gmeiner starb am 26. April 1986. Er wurde in seinem ersten Kinderdorf in Imst beigesetzt. Ihm wurden zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zuteil; lediglich der Friedensnobelpreis, auf den er Zeit seines Lebens gehofft hatte, blieb seiner Bewegung bis zuletzt versagt. Seit 1996 erinnert auch in seiner Heimatgemeinde Alberschwende eine Büste an Hermann Gmeiner. S.G.

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Bild: Hermann Gmeiner im SOS-Kinderdorf Assomada auf Kap Verde
Hermann Gmeiner im SOS-Kinderdorf Assomada auf Kap Verde
Bild: SOS-Kinderdorf Dornbirn
SOS-Kinderdorf Dornbirn