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Hubert Berchtold 1922-1983

Hubert Berchtold, gewiss einer der wichtigsten Künstler mit beachtlicher Rezeption des modernen Nachkriegsvorarlberg, machte aus dem Malen keine Weltanschauung. Der in Andelsbuch im Bregenzerwald geborene Künstler malte aus der Erfahrung des Malens und aus der Erfahrung seines Temperaments und Charakters. Er setzte gegenständlich Erschautes in die farbige und formale Ordnung eines Bildes, indem die Gegenstände selbst oft nur noch Farbträger und dem raumbildenden Gesetz der Farbe unterworfen sind. Für ihn war Farbe etwas zum Malen und zum Mischen, keinem Selbstzweck unterworfen. Berchtold gab sich der lebendigen, im Innersten echten Malerei hin. Er beabsichtigte nicht, zu schildern; seine 'Motive' drängten ihn dazu, Malerei entstehen zu lassen. Es wird eine neue Realität geschaffen, in der sich der Künstler wieder findet.

Als seine Familie 1934 nach Bregenz übersiedelte, fand er einen Platz, an dem er überwiegend sein Leben verbrachte. Hubert Berchtold unternahm mehrere für seine malerische Entwicklung wichtige Studienreisen, u.a. nach Frankreich, Afrika und Italien, sowie längere Aufenthalte in Ronda (Andalusien).

Berchtold war nie ein guter Schüler. Er besuchte das Gymnasium in Bregenz und dann in Bregenz-Mehrerau, verließ dieses aber frühzeitig, um verschiedene Lehren zu beginnen, die er jedoch nicht abschloss, und meldete sich zur Wehrmacht. Als Berchtold in Antwerpen stationiert war, erhielt er die Möglichkeit eines Malstudiums an der Akademie in Antwerpen bei Permke und Opsomer, wurde aber nach Osten strafversetzt, wo er einen Kopfschuss erlitt.
Später studierte er bei Dobrowsky, dessen dunkle Farbpalette er in seinem Frühwerk übernahm, sowie bei Boeckl an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Er stellte mit Vorliebe Gouachen her, die er so malte, als ob sie Ölbilder seien. Aber auch Ölbilder selbst, Tafelbilder oder Glasmalerei, wie die Glasfenster der Kapelle des Seniorenheimes Tschermakgarten in Bregenz, und bemalte Keramik, z.B. für das Bregenzer Seehallenbad, sowie Wandtafeln (Malereien) für den Landtagssaal und die in seinem letzten Lebensjahr entstandenen 14 Hinterglasbilder für die Nothelferkapelle in Langen am Arlberg sind in seinem Repertoire zu finden.

Berchtold periodisierte, was in die Augen springt. Seine Themen der 1960er und 1970er Jahre waren Häuser, Städte und Landschaftsstrukturen, Insekten, Flaschen, Säulen, Platten und Räume, Figuren, Huldigungen an die Etrusker, Höhlenbilder und Empfindungen im/am Gegenstand.

Er erhielt auch mehrere Preise, etwa den Preis der Stadt Wien (1948), den Österreichischen Staatsförderungspreis (1949), den Hugo-von-Montfort-Preis (1966) sowie den Theodor-Körner-Preis 1968 und stellte im In- und Ausland aus.
Hubert Berchtold legte aus dem Expressionismus heraus den Weg als zeitgenössischer Maler zurück. Sein Werk wirkt dämonisch, aber doch sehr wirklich, weil die Impulsivität seiner Handschrift das Sujet in einem größeren und weiteren Lebensraum trägt.

Hubert Berchtold starb 1983 in Bregenz.  M.R.G.

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Bild: `Stilleben mit Flaschen´, Aquarell von Hubert Berchtold aus dem Jahre 1966
`Stilleben mit Flaschen´, Aquarell von Hubert Berchtold aus dem Jahre 1966
Bild: Hubert Berchtold schuf die Wandtafeln für den Montfortsaal im Vorarlberger Landhaus
Hubert Berchtold schuf die Wandtafeln für den Montfortsaal im Vorarlberger Landhaus