BILD: Logo Vorarlberg Chronik
Zur Trefferliste

|Artikel|

Gottfried Bechtold 1947

Gottfried Bechtold, 1947 in Bregenz geboren, kommt ursprünglich von der Bildhauerei – auch sein Vater war Steinmetz, sein Großonkel Albert Bechtold einer der wichtigsten Bildhauer der Zwischenkriegszeit in Österreich – und hat sich seit den späten 1960er Jahren in Auseinandersetzung mit der Land Art, der Minimal und Concept Art von traditionellen Gestaltungs- und Präsentationsformen gelöst und zu einem inter- und multimedialen künstlerischen Vorgehen gefunden. Er arbeitet experimentell, analysierend im Spannungsfeld der menschlichen Kommunikation, Realität und Virtualität. Er benützt dabei häufig vorgefundene Objekte naturgegebener oder artifizieller Herkunft, aber auch Materialien wie Eisen und Beton bis hin zu Fotografie, Video und neuesten elektronischen Medien. Sein bisheriges Werk steht exemplarisch für die Überwindung des traditionellen Skulpturbegriffs.

Der Idee gebührt die Vormachtstellung gegenüber der formal-ästhetischen Ausarbeitung, wobei anschaulich gemachte Gegensätze von sichtbar und unsichtbar, positiv und negativ, beweglich und unbeweglich, konkav und konvex, real und abgebildet seine Arbeiten durchziehen und sie als seltenes Beispiel für den forschenden und experimentellen Charakter von Kunst in Österreich ausweisen.

Bechtold kennt keine medialen Schranken; sowohl seine imaginären Skulpturen als auch seine ausgeführten Großplastiken der letzten Jahre entstanden auf der Basis aktuellster laser- oder computergesteuerter Technologie.

Seine Arbeiten der 1970er und frühen 1980er Jahre wie 'Reisebilder' (1971), das documenta- und das Sozialgrundstückprojekt (1972, 1973), die "Metamorphose einer Galerie" (1974), "Schiene Koffer" (1978) und "Interkontinentale Skulptur" (1985) sprechen für sich. Die Bedeutung dieser Projekte wird zum Teil erst heute sichtbar.

Ein Schlüsselwerk in seinem umfangreichen Ouvre stellt sein "Betonporsche" dar, der Guss eines Porsche 911, 1971 entstanden, dem Themenkomplex "Mythen des Alltags" zugehörig. Bechtold zielt auf die Freilegung des mythischen Gebrauchs von Objekten, indem er sie auf einer weiteren Ebene mystifiziert und einen neuen künstlerischen Mythos entstehen lässt. Hierzu zählt wohl auch das "Herkules-Projekt" (ab 1980) mit seiner Konfrontation der barocken Version des Herkules-Mythos von Andrea Pozzo im Palais Liechtenstein in Wien mit einem Hercules-Transportflugzeug.

Bechtolds bisheriges Werk weist einen stark konzeptuellen Charakter auf, kennt keine medialen Schranken, bleibt der Widersprüchlichkeit treu, fragt nach der Identität – nach der seiner Person ebenso wie nach jener von anderen und der von Orten und Ländern. 1999 erhielt er den großen internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg. "Ein wichtiger Gesamtaspekt bei all meinen Projekten ist der Versuch, eine neue Konfiguration zwischen Materialität und Information in Form einer neuartigen Legierung herzustellen" (G. Bechtold). H.S.

ARTIKEL
Bild: `Betonporsche´, Gottfried Bechtold, 1971
`Betonporsche´, Gottfried Bechtold, 1971