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Jakob Jonas 1500-1558

Dem aus einfachen Verhältnissen stammenden Jakob Jonas gelang eine außergewöhnliche Beamtenkarriere, in der er zum Reichsvizekanzler und damit zum obersten Beamten des Reiches aufsteigen konnte, was sonst nur Adeligen vorbehalten war. Um 1500 bei Götzis als Sohn des Leonhard Jonas und der Klara Benzer geboren, besuchte er 1518/21 die Stiftsschule St. Luzi bei Chur, promovierte 1523 an der Universität Wittenberg unter dem Gräzisten Philipp Melanchthon und dem Hebraisten Matthäus Aurogallus zum Bakkalar der freien Künste, gelangte aber offenbar schon als Student in den Ruf als Trinker und Schürzenjäger. 1525 kehrte er nach Chur zurück und ließ sich zum Priester weihen. Der Abt von St. Luzi, Theodul Schlegel, wollte Jonas zum Juristen ausbilden lassen und hatte ihn als Anwalt für das geistliche Gericht in Chur in Aussicht genommen. Und so nahm Jonas 1526 in Tübingen seine Studien wieder auf, wo er noch im selben Jahr eine Professur für Griechisch und Hebräisch erhielt. 1526 trat er auf der Badener Disputation erstmals als überzeugter Anhänger des Katholizismus auf. Sein nebenher betriebenes Rechtsstudium schloss er 1532 mit der Promotion zum Dr. jur. ab.

1533 trat Jonas in die Dienste des Bischofs von Konstanz, dessen Kanzler er wurde. Mehrmals reiste er in diplomatischen Missionen nach Rom. 1538 wurde Jonas Assessor des Fränkischen Kreises am Reichskammergericht in Speyer, wo er als kompromissloser Gegner des Protestantismus auffiel. Kaiser Karl V. erhob ihn deswegen 1541 in den Adelsstand mit dem Titel 'von Buch und Udelberg'. Als Kanzler des Erzbischofs von Mainz machte Jonas Mainz zu einem Zentrum der Gegenreformation. 1544 wurde er Kanzler König Ferdinands I. in Wien, wo er auch seit 1548 Mitglied der juristischen Fakultät war und 1554 die Universitätsreform durchführte. Zugleich förderte er die Jesuiten, die er nach Prag und Wien berief; er selbst war Mitglied des Ordens im Laienstand. Auf dem Augsburger Reichstag erstellte Jonas den königlichen Entwurf zu einem Religionsfrieden, der weit über die Forderungen der katholischen Stände hinausging. Jonas war ein leidenschaftlicher Politiker und gewandter Diplomat, der auf vielen Reichstagen eine maßgebliche Rolle spielte.

Der mit vielen Ehren ausgezeichnete Staatsmann (1546 verlieh ihm der König die Feste Neumontfort bei Götzis, den ebendort gelegenen Jonenhof und 1555 die Burg Amberg bei Feldkirch) hatte viele Feinde, die ihm ein ausschweifendes Leben nachsagten, ihn zu einem Feind Gottes und der Heiligen abstempelten und nach seinem Tod ein Lied in Umlauf brachten, das behauptete, der Teufel habe ihn geholt. Gegner, die in ihm eine Gefahr für den Frieden sahen und ihn gelegentlich auch seine geringe Herkunft fühlen ließen, hatte Jonas aber auch im eigenen Lager. Gerade aber die Tatsache, dass es einem Vorarlberger aus unbekannter Familie gelang, in ein solches Staatsamt aufzusteigen und ein Reservat des Adels zu brechen, macht Jonas zu einer denkwürdigen Gestalt unserer Geschichte. Jakob Jonas starb am 28. Dezember 1558 in Abensberg (Bayern) auf dem Weg nach Ingolstadt, wo er in der Universitätskirche St. Moritz seine letzte Ruhestätte fand. K.H.B.

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Bild: Der Wappenbrief von Jakob Jonas mit schwarzem Gemsbock auf dreiteiligem Felsen
Der Wappenbrief von Jakob Jonas mit schwarzem Gemsbock auf dreiteiligem Felsen
Bild: Die Feste Neumontfort oberhalb von Götzis. Die Zeichnung gibt den Zustand im 16. Jahrhundert wieder.
Die Feste Neumontfort oberhalb von Götzis. Die Zeichnung gibt den Zustand im 16. Jahrhundert wieder.
Bild: Die Burg Amberg bei Feldkirch auf einer Postkarte um 1910
Die Burg Amberg bei Feldkirch auf einer Postkarte um 1910