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Vorarlberger Weih- und Landesbischöfe

Elf Weihbischöfe wirkten in den 150 Jahren von der Schaffung eines eigenen Vorarlberger Generalvikariats 1818 bis zur Errichtung der Diözese Feldkirch 1968 als Generalvikare im Lande und trugen das Ihre zum Aufbau eines einheitlichen Kirchengebietes bei.
Ihren ersten eigenen Generalvikar konnten die Vorarlberger im März 1820 in Feldkirch begrüßen. Der aus dem ehemaligen österreichischen Breisgau stammende Bernhard Galura (1764–1856) war der Sohn des Gastwirts Johann Martin Katzenschwanz. Seinen auffälligen Familiennamen hatte der humanistisch gebildete Student kurzerhand ins Griechische übersetzt.
 
Nach Studien in Breisach, Freiburg und Wien – hier hatte er sein besonderes Interesse für die Katechese entwickelt und 1788 die Priesterweihe erhalten – kehrte Galura zunächst nach Freiburg zurück, wo er 1791 zum Münsterpfarrer ernannt wurde. Seit 1815 als Gubernialrat und geistlicher Referent in Innsbruck beschäftigt, trat er 1820 nach Erhalt der Bischofsweihe sein neues Amt als erster Generalvikar für Vorarlberg an. An seiner neuen Wirkungsstätte erwarteten Galura zahlreiche Aufgaben: Es galt, aus dem bis vor kurzem unter drei verschiedenen Diözesen aufgeteilten Land ein einheitliches Kirchengebiet zu machen. Nachzuholen waren auch zahlreiche Firmungen: In manchen Teilen Vorarlbergs war seit 1802 nicht mehr gefirmt worden, sodass Weihbischof Galura allein in den Jahren 1820 und 1821 über 50.000 Menschen die Firmung spendete. Auch der krasse Priestermangel stellte ein großes Problem für den Generalvikar dar. Nachdem er neun Jahre in Vorarlberg gewirkt hatte, wurde Bernhard Galura zum Fürstbischof von Brixen ernannt. Dieses Amt sollte er bis zu seinem Tod 1856 innehaben.
 
Nach Galuras Weggang blieb das Generalvikariat zwei Jahre lang unbesetzt. Erst im Sommer 1832 traf der aus Bozen stammende Weihbischof Johann Nepomuk von Tschiderer (1777–1860) als Nachfolger ein. Tschiderer, der vorher als Professor für Moraltheologie und Provikar des deutschsprachigen Teils der Diözese Trient gewirkt hatte, verlegte seinen Amtssitz an den Feldkircher Kirchplatz. Der schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit stehende Weihbischof kümmerte sich besonders um die Armen: Er gründete einen Pensionsfonds für arme Lehrer und auch das Schicksal der "Schwabenkinder" lag ihm sehr am Herzen. Doch bereits 1835 verließ Weihbischof Tschiderer Vorarlberg, um sein neues Amt als Fürstbischof von Trient anzutreten. 1995 wurde Johann Nepomuk von Tschiderer selig gesprochen.
 
Der dritte Feldkircher Generalvikar, Weihbischof Georg Prünster (1774–1861), stammte aus einer Pustertaler Bauernfamilie. Nach einigen Jahren als Seelsorger und verschiedenen Funktionen im Brixener Ordinariat wurde Georg Prünster 1836 in Brixen zum Bischof geweiht und trat sein Amt in Vorarlberg an. Unter ihm kam es endlich zum Bau eines eigenen Amtsgebäudes, was die Arbeit im erst jungen Generalvikariat wesentlich erleichterte. In seine Amtszeit fiel auch die Weihe eines neuen Hochaltars im Feldkircher Dom und die neuerliche Niederlassung der Jesuiten in Feldkirch mit der Gründung des Kollegs Stella Matutina 1856. Hochbetagt verstarb Weihbischof Georg Prünster 1861 in Feldkirch, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.
Mit Joseph Feßler (1813–1872) wurde erstmals ein Vorarlberger höchster kirchlicher Würdenträger des Landes. Die hiesige Amtstätigkeit des hoch gebildeten Theologen, der zunächst die Hochschullaufbahn eingeschlagen hatte und auch politisch tätig war (im Revolutionsjahr 1848 war er Vorarlberger Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung), dauerte kaum drei Jahre. Bereits 1865 wurde er zum Bischof von St. Pölten ernannt; den Höhepunkt seiner kirchlichen Laufbahn erreichte er vier Jahre später mit der Ernennung zum Generalsekretär des Ersten Vatikanischen Konzils.
 
Die politische Auseinandersetzung zwischen Liberalen und Konservativen prägte die Amtsperiode von Johann Nepomuk Amberg (1802–1882), unter dem auch die St. Nikolaus-Kirche dem Zeitgeschmack entsprechend renoviert wurde. Sein Nachfolger, der spätere Brixener Fürstbischof Simon Aichner (1816–1910), der nur zwei Jahre lang in Vorarlberg residieren sollte, unterstützte den konservativen "Katholischen Erziehungsverein für Vorarlberg", der für die Werte einer im katholischen Glauben verankerten Schulbildung eintrat.
 
Mit anderen Entwicklungen war Johannes Nepomuk Zobl (1822–1907) im Jahre 1887 konfrontiert, als in Vorarlberg unter Berufung auf die Bulle "Ex imposito" Stimmen laut wurden, die die Errichtung eines Bistums forderten. In einer Sitzung des Vorarlberger Landtags ergriff Zobl das Wort, um die Art des Vorgehens der Befürworter, die glaubten, aus der Bulle ein Recht auf die Errichtung ableiten zu können, nicht aber das Anliegen selbst zu kritisieren. Das etwas unglückliche Unterfangen wurde schließlich vom Landtag selbst fallen gelassen. Weihbischof Zobl, der sich auch als Kirchenhistoriker einen Namen gemacht hatte, verstarb beinahe erblindet im Herbst 1907 in Feldkirch.
 
Nachdem von 1908 bis 1912 Franz Egger (1836–1918) die Geschicke des Feldkircher Generalvikariats geleitet hatte, wurde 1913 Sigismund Waitz (1864–1941) neuer Weihbischof und Generalvikar. In seine Amtszeit fielen die großen Umbrüche in der kirchlichen Verwaltung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als 1925 der nun österreichische Teil von der Diözese Brixen endgültig abgelöst und die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch eingerichtet wurde. Bischof Waitz amtierte als Apostolischer Administrator mit den Rechten eines residierenden Bischofs, bis er 1938 von Paul Rusch in dieser Funktion abgelöst wurde. Waitz selbst war ab 1935 Salzburger Erzbischof. Er war wesentlich am Zustandekommen des österreichischen Konkordates von 1934 beteiligt.
 
In Vorarlberg folgte ihm 1935 der Feldkircher Provikar Franz Tschann (1872–1956) als Generalvikar der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch nach. Der 1897 zum Priester geweihte Sohn eines Bludenzer Eisenbahnbeamten wurde 1901 von Bischof Zobl als bischöflicher Sekretär nach Feldkirch geholt. Weihbischof Tschann, der beim Anschluss Österreichs 1938 kritische Worte fand, versuchte den kirchenfeindlichen Maßnahmen des NS-Regimes entgegenzuwirken, so weit er konnte. 1940 musste er seine bisherigen Amtsgebäude räumen und in die Villa Gassner am Hirschgraben verlegen. Der nach den Kriegsjahren schon sehr kranke und gebrechliche Bischof trat 1955 in den Ruhestand.
Bereits ab 1944 als Provikar tätig war Franz Tschanns Nachfolger Bruno Wechner (1908–1999). Der gebürtige Götzner erhielt 1933 die Priesterweihe und wirkte in Alberschwende als Kaplan, bevor er in Rom weiterstudierte, wo er auch zum Doktor des Kirchenrechts promovierte. Als Provikar wurde Wechner, der 1938 gegen den Anschluss Österreichs an das Dritte Reich gestimmt hatte, Nachfolger des 1944 von den Nationalsozialisten hingerichteten Carl Lampert. 1955 wurde Bruno Wechner in der Feldkircher Pfarrkirche St. Nikolaus zum Bischof geweiht. Unter ihm kam es 1968 zum wohl wichtigsten kirchengeschichtlichen Ereignis in Vorarlberg, der Errichtung der Diözese Feldkirch. Der erste Feldkircher Bischof, zu dessen Aufgaben auch die Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils gehörte, wurde 1989 von Klaus Küng abgelöst.
 
Die Ernennung des gebürtigen Bregenzers Klaus Küng (geb. 1940) zum zweiten Feldkircher Diözesanbischof löste in Vorarlberg heftige Proteste und innerkirchliche Spannungen aus. Küng hatte zunächst Medizin studiert und als Arzt praktiziert, ehe er in Rom Theologie studierte und 1970 in Madrid zum Priester geweiht wurde. Anlass zur Befürchtung, der Sohn des ehemaligen Feldkircher Stadtarztes würde einen zu konservativen Kirchenkurs einschlagen, gab seine Mitgliedschaft bei der umstrittenen kirchlichen Organisation "Opus Dei". Doch während der fünfzehnjährigen Amtszeit Klaus Küngs, der in der Österreichischen Bischofskonferenz das Referat "Familie" innehat, lösten sich viele der Widerstände gegen ihn auf. Nach Bekanntwerden einer Affäre um Kinderpornographie und praktizierte Homosexualität im Priesterseminar von St. Pölten wurde Bischof Küng im Sommer 2004 zum Apostolischen Visitator und bald darauf zum Bischof der Diözese St. Pölten ernannt. Er leitete die Diözese Feldkirch allerdings noch so lange als Apostolischer Administrator, bis sein langjähriger Generalvikar Elmar Fischer von Papst Benedikt XVI. als Nachfolger bestellt wurde.
 
So wie seine zwei Vorgänger ist auch der dritte Diözesanbischof von Feldkirch, Elmar Fischer, Vorarlberger. 1936 in Feldkirch geboren, studierte er nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer ab1955 in Innsbruck Theologie und war nach seiner Priesterweihe 1961 ausschließlich in Vorarlberg tätig - zunächst als Kaplan in Lustenau-Rheindorf, dann als Pfarrprovisor in Sibratsgfäll. Der ausgebildete Ehe- und Familienberater und Psychotherapeut war Rektor des diözesanen Studieninternats Marianum in Bregenz (1970-1982),und leitete die diözesane Lehranstalt für Ehe-, Familien- und Lebensberater (1974-1990) sowie das Ehe- und Familienzentrum in Feldkirch (1979-1990). Am 3. Juli 2005 fand in Feldkirch seine Amtseinführung mit Bischofsweihe und Besitzergreifung der Diözese statt. Zum neuen Generalvikar wurde mit 4. Juli 2005 der bisherige Pastoralamtsleiter Benno Elbs ernannt. S.G.

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Bild: Der erste Feldkircher Weihbischof, Bernhard Galura
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Bild: Bischof Joseph Feßler
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Bild: Begräbnis des beliebten Bischofs Franz Tschann
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Bild: Bischof Bruno Wechner wird am 7. Oktober 1968  im Feldkircher Dom zum Diözesanbischof geweiht.
Bischof Bruno Wechner wird am 7. Oktober 1968 im Feldkircher Dom zum Diözesanbischof geweiht.
Bild: Bischof Klaus Küng setzt seinem Nachfolger Elmar Fischer die Mitra auf.
Bischof Klaus Küng setzt seinem Nachfolger Elmar Fischer die Mitra auf.