Von 1888 bis 1907 gehörte er der damals liberal dominierten Dornbirner Gemeindevertretung bzw. dem Stadtrat an, deren Politik er nicht zuletzt auf Grund seines ökonomischen Rückhaltes nachhaltig zu beeinflussen verstand. Ob die finanzielle Unterstützung, die der betagte Victor Hämmerle in den 1930er Jahren den Nationalsozialisten gewährt haben soll, politischer Überzeugung entsprang oder der Wahrung von Firmeninteressen dienen sollte, ist nicht geklärt.

Technische Innovationen faszinierten ihn. 1881 konnte Kaiser Franz Joseph I. das erste Telefon der Donaumonarchie zwischen der Spinnerei Gütle und dem Hauptbüro der Firma F. M. Hämmerle in Betrieb nehmen. Auf Victor Hämmerles Vorschlag hin wurde 1898/99 das Elektrizitätswerk Ebensand errichtet, das den Strom für die elektrische Bahn von Dornbirn nach Lustenau erzeugte. Der Ausbau des Straßennetzes sowie der Wasserbau waren ihm wichtige Anliegen. Sein besonderes Interesse – sowohl als Ortsschulinspektor wie als Privatmann – galt außerdem dem Schulwesen: Kommerzialrat Victor Hämmerle stiftete Lehrmittel, vergrößerte die Sammlungen der Schulen und gründete 1889 die Koch- und Haushaltungsschule sowie eine Nähschule in Dornbirn. Dass er darüber hinaus als Förderer der Musik, des Sports, der Landwirtschaft und des Fremdenverkehrs (Erschließung des Rappenlochs; Gütle mit dem höchsten Springbrunnen Europas) auftrat, rundet das Bild einer Persönlichkeit ab, die Dornbirn durch viele Jahrzehnte – beinahe im Stil der Feudalherren – entscheidend prägte und Einrichtungen schuf, die noch heute aus der größten Stadt des Landes, die ihn 1935 zum Ehrenbürger ernannte, nicht wegzudenken sind.   A.N.